Vöhl, den 31.08.2021
Was ist das beste Heilmittel der Medizin?
Ist es Penizillin, die Antibiotika allgemein oder aber die mRNA-Impfung?
Weder noch.
Das beste Multipräparat, dass die Gesundheit fördert, sie nachhaltig aufrecht erhält und den weitverbreitetsten Krankheiten in unserer westlichen Welt vorbeugt, wurde nicht von der modernen Medizin erschaffen oder erfunden, sondern existiert schon viel länger.
Die alten Griechen und Römer kannten es schon und sie sorgten sich darum, dass es ein jeder junger Bürger regelmäßig einnahm.
Nein, ich rede hier nicht von irgendeinem Wunderkraut oder einem ominösen Therapiekonzept. Nein. Die Wunderpille schlecht hin ist körperliche Ertüchtigung.
Regelmäßiges Training beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, stärkt das Immunsystem und das Muskelskelettsystem. Die meisten Leiden wie Diabetes, Herzinfarkte und Schlaganfälle und auch virale Erkrankungen, können durch Sport verhindert oder die Konsequenzen und Schwere der Erkrankung gemildert werden. Das alles ist Allgemeinwissen und seit vielen Jahren bekannt – doch warum sehen wir dann die Leute nicht wie besessen Sport treiben in einer Zeit in der „Gesundheit“ doch einen so hohen Stellenwert hat? Weil unsere moderne Welt und unsere Gesellschaft Sport nicht als „systemrelevant“ ansieht und weil es ja anstrengend ist und keine kurze schnelle Lösung.
Ist es nicht das, was man sucht, wenn man zum Arzt geht? Eine kurze schnelle Lösung. Wenn ich ein Problem habe, ist er dafür verantwortlich es SOFORT zu lösen- ohne, dass ich dafür etwas tue. Wenn ich Knieprobleme habe, gehe ich damit zum Physio und erwarte, dass er das Problem löst – ohne, dass ich mich selbst damit auseinandersetze.
Diese Erwartungshaltung ist ein Problem an sich. Keiner möchte mehr Verantwortung übernehmen. Keiner möchte sich mit seinem Körper auseinandersetzen. Wir alle scheinen zu gestresst, zu gehetzt, um uns Zeit zu nehmen und in uns hineinzuhorchen. Je schnelllebiger unsere Welt wird, desto weniger Zeit bleibt, für die Gesundheit und desto eher suchen wir nach diesen Quick Fixes – weil für mehr keine Zeit da zu sein scheint.
Doch jede Zeit, die wir in jungen Jahren nicht in unsere Gesundheit investieren, werden wir nachher für unsere Krankheit aufbringen MÜSSEN. Denn ein krankes Herz oder eine kaputte Lunge entstehen nicht über Nacht, sondern entwickeln sich über Jahre. Natürlich wird man sich durch Sport und gesunde Ernährung nicht vor allem schützen können, doch eines ist sicher: Man wird ein wesentlich längeres und lebendigeres Leben führen können.
Die größte Epidemie unserer Zeit sind die sogenannten non-communicable Diseases (NCD, zu Deutsch: nicht übertragbare Krankheiten), wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer und co. Sogar eine neue Krankheit, das metabolische Syndrom, ist in diesem Zuge ‚entstanden‘. Sie verbreiten sich über die westliche Welt wie ein Lauffeuer, während sie in den sogenannten „dritte Welt“-Ländern kaum eine Rolle spielen. Sie verbreiten sich hier zu lande so, wie als wären sie ansteckend. Millionen tote weltweit sind auf sie zurückzuführen. Wie kann es sein, dass wir tatenlos zusehen und das Problem nur symptomatisch mit Blutdruckmedikamenten, Insulin-Spritzen und Bypass-OPs, anstatt es an der Wurzel anzupacken. Wieso investiert man keine Milliarden an Euro, um das Ganze zu stoppen?
Ganz einfach: Weil man mit gesunden Menschen kaum Geld verdienen kann.
Fast jeder Bürger hat mittlerweile einen eigenen PKW, jedes hohe Gebäude einen Aufzug, jedes Einkaufszentrum Rolltreppen. All das, um unser Leben so bequem und bewegungsarm zu machen, wie möglich. Wir werden immer bequemlicher, nehmen immer den Parkplatz, der am nächsten am Geschäft dran ist, fahren auch bei kleinen Strecken mit dem Auto und wenn wir dann mal Sport treiben wollen, dann darf es bloß nicht zu anstrengend sein, deswegen fahren wir e-Bike – da könnte man auch gleich Motorrad fahren. Auch unsere Arbeitswelt ist wesentlich unbewegter. Kein körperliches Arbeiten mehr, sondern stundenlang vorm Schreibtisch sitzen und davon Rücken- und Nackenschmerzen bekommen. Aber zum Glück gibt es ja Ibuprofen, Voltaren und Co.
Die Welt dreht sich immer schneller, unsere Zeit wird immer mehr mit anderen Dingen zugemüllt. Langsam, aber sicher richtet sich unsere Spezies sich zu Grunde. Es wird immer einfacher sich nicht zu bewegen, faul zu bleiben und zuzusehen, wie der eigene Körper langsam, aber sicher zerfällt. Ich weiß nicht, was diese Worte mit dir – meinem Leser – machen, doch ich hoffe, dass sie dich da zu bewegen, dass du dich mehr bewegst. Schließen möchte ich mit den Worten Sokrates‘, die ich schon so oft rezitiert habe:
„Kein Bürger hat das Recht ein Amateur im Sinne der körperlichen Ertüchtigung zu sein. Was für eine Schande ist es für einen Mann alt zu werden, ohne jemals die Schönheit und Stärke zu sehen, die sein eigener Körper vermag.“
In diesem Sinne,
bleib‘ bewegt.
Dein Nils